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Kirchliches Musikalisches

Liederkarussell „Praise’n’Worship, NGL & Co.“

Albert Frey, Matthias Nagel, Fritz Baltruweit und Timo Böcking auf einer Bühne.

Ein Video von Bernd Becker (Unsere Kirche).


Zum Hintergrund:

Fachtagung „Praise’n’Worship, NGL & Co.“ über die Kirchenmusik der Zukunft

„Die Gemeinde braucht singbare Lieder“

Die Kirchenmusik muss breiter aufgestellt werden. Das ist das Ergebnis einer Fachtagung der Evangelischen Kirche von Westfalen. Moderne Formen wie Neues Geistliches Lied, Gospel und Worship haben im Gemeindealltag längst ihren Platz erobert. Die Ausbildung von Kirchenmusikerinnen und -musikern muss diesen Bereich neben der traditionellen klassischen Musik sehr viel stärker berücksichtigen.

„Es ist an der Zeit, das Schubladendenken aufzugeben“, sagte der Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der westfälischen Kirche, Peter Böhlemann, am Donnerstag in Witten. „Nur wenn sie gemeinsam auftritt, hat die Kirchenmusik eine Zukunft“, betonte auch der in der Landeskirche zuständige Dezernent, Landeskirchenrat Vicco von Bülow. Die Evangelische Kirche von Westfalen sieht er dabei auf einem guten Ergebnis: Mit der Evangelischen Popakademie Witten und der Ausbildung von Popkantorinnen und -kantoren habe man die Weichen in die richtige Richtung gestellt.

Mehr als 100 Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker sowie interessierte Gemeindemitglieder diskutierten im Lukaszentrum Witten unter dem Titel „Praise’n’Worship, NGL & Co.“ die Frage: „Welche Popularmusik braucht die Gemeinde?“. Die Antwort war eindeutig: Die Gemeinde braucht singbare Lieder, es macht dabei keinen Unterschied, aus welcher Zeit oder Kategorie sie stammen. 

Referenten und Teilnehmer berichteten, wie sehr Richtungskämpfe und Abgrenzungen die Entwicklung von Gottesdiensten und Gemeinden blockieren können. Neben dem Streit, ob der klassische Orgelchoral oder moderne Bandmusik geeigneter sei, kämen auch Auseinandersetzungen um neuere Formen der Musik hinzu. So sehe sich die Worshipmusik, die an vielen Stellen für volle Kirchen sorgt, oft innerkirchlicher Kritik ausgesetzt. „Die Lobpreisszene verengt das biblische Gottesbild auf den Vater und König, und sie hat die Tendenz, den christlichen Glauben ganz auf das individuelle Wohlgefühl im Moment der Anbetung zu reduzieren“, bemängelte etwa der Publizist Andreas Malessa. Vielen Kirchenmusikern und Pfarrerinnen sei sie auch musikalisch zu simpel in Aufbau und Textform. „Da wird ein Vers dreimal wiederholt und nur ein Wort dabei ersetzt“, so Malessa.

Neues geistliche Lieder stammt aus den 60ern

Allerdings seien auch andere, vermeintlich moderne Formen der Kirchenmusik für weite Teile der Bevölkerung längst veraltet. „Das sogenannte neue geistliche Lied stammt aus den 60ern, die Musik, die wir im Radio oder Internet hören, ist längst weitergegangen“, erklärte Experte Malessa. Notwendig sei es aber nicht, derartige Ansätze wie Worship, Gospel oder NGL aufzugeben, sondern sie weiterzuentwickeln. Außerdem werde es immer wichtiger, Musik nicht nur vorzutragen, sondern die Gemeinde anzusprechen, ihre Emotionen zu wecken und sie zum Mitsingen zu bringen, so Malessa. 

An dieser Stelle betonten etliche der anwesenden Kirchenmusikerinnen und – musiker, dass ihre Ausbildung sie auf derartige Aufgaben nicht vorbereite. Ansätze wie der Evangelischen Kirche von Westfalen, inzwischen auch Pop-Kantoren auszubilden, seien ein Schritt in die richtige Richtung. Notwendig sei aber, nicht nur Teilzeitstellen, sondern ausreichend 100-Prozentstellen einzurichten. Wo das einer Gemeinde alleine nicht möglich sei, solle man über Kooperationen  mit Nachbargemeinden nachdenken. Dabei dürfe auch die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche kein Tabu sein. (Gerd-Matthias Hoeffchen)


Auf dem Podium diskutierten (v.l.): Andreas Malessa, Kirchenmusikerin Vera Hotten, Prof. Hartmut Naumann, Stefan Glaser (Beauftragter des Bistums Essen), Landeskirchenrat Vicco von Bülow und Musikerlegende Albert Frey. Foto: gmh

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