Grußwort auf der VV der Prädikant:innen und Laienprediger:innen am 3.6.23 in Haus Villigst
Liebe Prädikant:innen und Laienprediger:innen der evangelischen Kirche von Westfalen,
es ist mir eine große Ehre und Freude, Ihnen anlässlich Ihrer diesjährigen Vollversammlung ein herzliches Grußwort zu übermitteln. Diese Zusammenkunft ist eine wunderbare Gelegenheit, um gemeinsam auf das vergangene Jahr zurückzublicken, Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse für unsere Arbeit in der Kirche zu erhalten.
Als Prädikanten und Laienprediger spielen Sie eine unverzichtbare Rolle in unserer Gemeinschaft. Mit Ihrer Hingabe und Ihrem Engagement vermitteln Sie die frohe Botschaft des Evangeliums und tragen maßgeblich zur geistlichen Entwicklung unserer Gemeinden bei. Ihre Predigten, Gottesdienste und seelsorgerischen Tätigkeiten sind von unschätzbarem Wert und haben einen positiven Einfluss auf das Leben vieler Menschen.
In Zeiten des Wandels und der Herausforderungen ist es von großer Bedeutung, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen. Die Vollversammlung bietet uns die Möglichkeit, unser Wissen zu erweitern, neue Ideen zu entwickeln und gemeinsam Lösungen für die Fragen und Anliegen unserer Zeit zu finden. Lassen Sie uns diese Stunden intensiv nutzen, um voneinander zu lernen, uns zu ermutigen und gestärkt in unsere Gemeinden zurückzukehren.
Ich wünsche Ihnen allen eine inspirierende und bereichernde Vollversammlung. Möge dieser Austausch von Erfahrungen und Ideen neue Perspektiven eröffnen und Sie mit frischer Motivation für Ihren wichtigen Dienst erfüllen. Gemeinsam werden wir weiterhin das Evangelium verkündigen und die frohe Botschaft der Liebe und Hoffnung in unsere Gemeinden tragen.
Mit den besten Wünschen und Gottes Segen,
[Pause]
Liebe Geschwister,
vielen Dank für die freundliche Aufnahme meines Grußworts. Sie haben soeben einer künstlichen Intelligenz applaudiert. Das, was ich vorgelesen habe, hat der künstliche Sprachbot „ChatGPT“ verfasst. Auf die Aufgabe: Schreibe ein Grußwort für die Vollversammlung der Prädikanten und Laienprediger in der evangelischen Kirche von Westfalen. Mehr Informationen habe ich nicht gegeben. Das könnte man noch komplexer machen: Schreibe ein Grußwort für die die Vollversammlung der Prädikanten und Laienprediger in der evangelischen Kirche von Westfalen und berücksichtige folgendes Schwerpunktthema. Oder und schreibe es in einem humorvollen Tonfall. Da gibt es viele Möglichkeiten, die ich alle nicht genutzt habe.
So ist Ihnen das Grußwort vielleicht etwas blass und aussagearm vorgekommen, aber sind das Grußworte nicht immer? Oder zumindest oft? Vielleicht haben Sie auch nicht so genau zugehört – ist ja nur ein Grußwort… Jedenfalls finde es erstaunlich, wie gut eine künstliche Intelligenz den Tonfall eines menschlichen Grußworts imitieren kann. Wie finden Sie das? Erschreckend? Begeisternd?
Es ist aber fast schon egal, wie Sie es finden. Es ist nämlich Realität. Das, was man künstliche Intelligenz nennt, ist Teil unserer Welt. Und wird sie mehr und mehr beeinflussen. Nicht nur bei Grußworten, sondern in fast allen Feldern unseres Lebens. Neulich war in der Süddeutschen Zeitung ein interessanter Artikel darüber zu lesen, wieso ChatGPT noch nicht richtig als journalistischer Praktikant für eine Zeitung taugt. Aber ich bin mir sicher: Das wird sich ändern, und zwar schneller als wir denken.
Unsere Welt insgesamt wird sich ändern, und zwar schneller als wir denken. Unsere Kirche wird sich ändern, und zwar schneller als wir denken.
Auf der Landessynode im Mai haben wir über die Veränderungen gesprochen, die aus der steigenden Zahl der Kirchenaustritte resultieren. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen, aber darüber hinaus auch die veränderten Rahmenbedingungen für die Kirche insgesamt, das führt zur Frage, ob der Begriff „Volkskirche“ noch die kirchliche Realität widerspiegelt. Aufgrund schwindender Ressourcen ist es schwieriger geworden, in der Fläche große Gruppen mit unseren Angeboten zu erreichen.
Volkskirche im Sinne der Kirche des Volkes sind wir nicht, aber können wir weiterhin wie in den letzten 100 Jahren Volkskirche als Kirche für das ganze Volk sein? Ich bin mir nicht mehr sicher. Und deshalb will ich den Begriff Volkskirche nicht mehr verwenden, obwohl ich vieles gut finde, was der Begriff meint: Offenheit, Vielfältigkeit etc. Er verschleiert aber die Einsicht: Wir sind eine evangelische Kirche im Übergang von der „Volkskirche“ in eine Kirchenform, für die Begrifflichkeit und Gestalt erst noch erarbeitet werden müssen.
Was wird jetzt aus der Kirche? Wenn ich ehrlich bin: Ich weiß ich nicht. Und wenn Sie ehrlich sind, wissen Sie es auch nicht. Lassen Sie uns gemeinsam danach suchen und das, was wir können, miteinander gestalten. Das wird nicht immer einfach. Aber unausweichlich. Und in jeder Herausforderung liegen Chancen. Lassen Sie uns die gemeinsam nutzen.
Die praktische Theologin Uta Pohl-Patalong hat gesagt: „Die aktuelle Situation der Kirche braucht den Mut, mit kleinen Schritten zu beginnen, ohne zu wissen, ob sie zu einer langfristig tragfähigen Lösung führen.“ Diesen Mut wünsche ich uns allen.
Bei all dem vertraue ich darauf, dass der HERR seine Kirche bewahren wird. Er hat nur nicht versprochen, dass er ausgerechnet die Form bewahren wird, die wir gerade kennen.
Zum Schluss. Eines hat Chat GPT in seinem Grußwort nicht aufgenommen, weil ich die KI nicht darüber informiert habe: Es soll eine neue Leitung für die Prädikant:innen und die Laienprediger:innen geben. Dazu werden Sie im weiteren Verlauf der Tagesordnung beraten und beschließen.
Peter Winkemann hat diese Aufgabe schon innegehabt, als ich die Zuständigkeit für die Prädikantenarbeit im Landeskirchenamt übernommen habe. Er war also schon da. Und es gibt Menschen, die behaupten: Er sei immer schon da gewesen als Sprecher der Prädikanten und Laienprediger. Das wird historisch nicht ganz zutreffend sein. Ich habe da sowas von 16 Jahren gehört. Es gibt aber eine Wahrnehmung wieder, die für Fakten steht: Peter, Du hast mit deinem Einsatz und deiner Leidenschaft die Prädikanten und Laienprediger der EKvW über Jahre hinweg begleitet und unterstützt. Dein Wissen, Deine Fähigkeiten und Dein Engagement haben für viele eine Inspiration und Ermutigung bedeutet, ihren Dienst mit Freude und Begeisterung auszuüben. Nun kannst Du das alles als Mitglied der Kirchenleitung in unsere Kirche einbringen. Bei aller Traurigkeit darüber, dass Du nicht mehr als Sprecher dieses Kreises hier weitermachen wirst, freue ich mich persönlich, dass wir uns dort weiterhin sehen.
Und nun nach vorne geschaut. Und noch ein paar Worte an, ja an wen denn genau? Wer auch immer Mitglied des angedachten Sprecherrats werden soll – es gibt ja schon Überlegungen dazu -: Ich freue mich auf die gute Zusammenarbeit mit Ihnen. Und komme auf die Abschlussformulierung von ChatGPT zurück: „Gemeinsam werden wir weiterhin das Evangelium verkündigen und die frohe Botschaft in unsere Gemeinden tragen.“ Das mache ich mir hiermit zu eigen.