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Künstliche Intelligenz

Die Evangelische Forschungsakademie (EFA) traf sich Anfang Januar 2021 nicht wie gewohnt in der Berliner Stadtmission zur traditionsreichen Januartagung. Die 145. Tagung fand erstmals digital statt.

Die sieben Vorträge standen unter dem Motto „Künstliche Intelligenz. Macht der Maschinen und Algorithmen zwischen Utopie und Realität“. Sie sind dokumentiert in dem Buch
Alfred Krabbe / Hermann Michael Niemann / Thomas von Woedtke (Hg.) Macht der Maschinen und Algorithmen zwischen Utopie und Realität (Erkenntnis und Glaube. Schriften der Evangelischen Forschungsakademie, Band 52), Leipzig 2021.

Die Einführung in die Tagung übernahm Prof. Dr. Thomas von Woedtke, Plasma-Mediziner aus Greifswald und Mitglied des EFA-Kuratoriums.
Seiner Einführung lagen folgenden Überlegungen zugrunde:
Das Thema „Künstliche Intelligenz“ wird derzeit in sehr verschiedenen Formaten und Veranstaltungen intensiv diskutiert und reflektiert. Die EFA-Januartagung 2021 wird diese aktuelle Thematik unter dem Gesichtspunkt behandeln, den vor allem in der (medialen) Öffentlichkeit diskutierten positiven wie negativen technischen Visionen den Versuch einer realistischen Einschätzung der tatsächlichen Möglichkeiten und Grenzen von KI gegenüberzustellen. Dabei kommen auch christlich motivierte Standpunkte von Wünschenswertem und Notwendigem in der Gestaltung der menschlichen Lebenswelt zur Sprache kommen.
An der Einführung und Prägung des Begriffes „künstliche Intelligenz (KI)“ (artificial intelligence – AI), der im Jahr 1956 erstmals gebraucht wurde, war Marvin Minsky (1927-2016) maßgeblich beteiligt, der KI 1966 so definierte: „Künstliche Intelligenz liegt dann vor, wenn Maschinen Dinge tun, für deren Ausführung man beim Menschen Intelligenz unterstellt.“ Damit ist mit dieser Begriffsdefinition die assoziative Verbindung maschineller (Computer-)Systeme und Prozesse mit biologischen und menschlichen Eigenschaften, Fähigkeiten und Prozessen von vornherein angelegt. Weitere Begrifflichkeiten aus diesem Zusammenhang wie Elektronengehirn, maschinelles Lernen, neuronale Netze etc. unterstreichen die Fortdauer dieser anscheinend weitgehend unreflektierten Praxis bis in die Gegenwart. Diese „Biologisierung“ oder „Humanisierung“ menschengemachter und von Menschen nutzbarer technischer Systeme ist vom Ursprung her sicherlich einem seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhaltenden und in den 1950er und 1960er Jahren noch weitgehend ungebrochenen Technik- und Zukunftsoptimismus geschuldet, der nahezu alles für machbar erachtete und bis heute tatsächlich zu erheblichen, als Fortschritt zu bezeichnenden Forschungs- und Entwicklungsleistungen geführt hat. Nichtsdestotrotz birgt die mit dieser Übernahme von Begrifflichkeiten verbundene Grenzüberschreitung auch erhebliche Probleme. Dies betrifft insbesondere die assoziative Zuschreibung von umfassenden menschlichen Möglichkeiten an technische Systeme, die zu extremen Erwartungshaltungen im Hinblick auf deren zumindest potentielle Leistungsfähigkeit und daraus resultierende Machbarkeitsvisionen führt, die sowohl in höchst optimistischen wie auch apokalyptischen Zukunftsszenarien resultieren. Es scheint bei diesen Visionen und Gedankenspielen oft so zu sein, dass sie weit entfernt von der technischen Realität und tatsächlichen Machbarkeit agieren und oft vor allem auf assoziativen Analogieschlüssen basieren, die vor allem aus den verwendeten Begrifflichkeiten zu resultieren scheinen. Ein Ziel der Januartagung 2021 ist es, solchen Assoziationen entgegenzuwirken, die einer genauen Betrachtung nicht standhalten. Dennoch sollte man nicht verschweigen, dass künstliche Intelligenz (oder wie man diese Maschinenintelligenz immer nennen mag) noch zu sehr viel mehr in der Lage sein wird, als wir im Moment realistischerweise annehmen.
Bei der Betrachtung praktischer Konsequenzen wäre neben unzweifelhaft vorhandenen positiven und hilfreichen Möglichkeiten, die KI-basierte Systeme bieten, ist hier auch das hohe Missbrauchspotential anzusprechen. Darüber hinaus darf der mit der Verfügbarkeit solcher Systeme und der zugrundeliegenden Daten verbundene Machtaspekt nicht außer Acht gelassen werden. Daher versucht die EFA-Januartagung 2021, eine Ordnung und Bewertung dieser Begrifflichkeiten mit einer zumindest orientierenden Einschätzung des Potentials und der Leistungsfähigkeit von unter dem Dachbegriff KI zusammengefassten technischen Systemen und Prozessen zu verbinden.

Was ist Intelligenz? Künstliche Intelligenz aus psychologischer Sicht
Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Funke (Jg. 1953), Studium der Psychologie, Philosophie und Germanistik, 1984 Promotion, 1991 Habilitation, 1997-2019 Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Psychologie Heidelberg, Ehrenpromotion Szeged 2015.

Der Vortrag von Joachim Funke stand unter dem Motto: „Menschen handeln – Maschinen führen aus“.
Intelligenz ist ein zentrales Konstrukt der modernen Psychologie, um Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit von Menschen zu beschreiben. Etwas breitere Konzeptionen sehen die Anpassung des Menschen an seine Umwelt und die Gestaltung der Umwelt zu unserem Vorteil als zentrales Element intelligenten Handelns. Im Vortrag wird ein Überblick über verschiedene Konzeptionen von Intelligenz gegeben. Auch die »dunkle Seite« der Intelligenz (das zerstörerische Potential) wird angesprochen.


Neurobiologische Korrelate der Entscheidungsfindung
Prof. Dr. Ingo Bernd Vernaleken, Studium der Humanmedizin, 2000 Promotion, 2005 Oberarzt für Psychiatrie und Psychotherapie, 2009 Professor an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der RWTH Aachen.

Ein starkes Zitat des Vortrags von Ingo Vernaleken war: „Wir haben so viel Intelligenz, wie wir brauchen.“


Vom Golem über Asimovs Robotern bis zu Markow-Ketten: Künstlerische Auseinandersetzungen mit künstlicher Intelligenz
Prof. Franz Danksagmüller (Jg. 1969), Studium der Kirchenmusik, Komposition und elektronischen Musik, Organist und Lehrbeauftragter in Wien, Linz und St. Pölten, seit 2005 Professor für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule Lübeck.

Franz Danksagmüller stellte seinen Vortrag unter ein Zitat von Arthur C. Clarke: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“
Über künstliche Wesen wurde schon in der Antike berichtet. Das Spektrum reicht von singenden Vögeln, automatischen Tempeltüren bis zu sprechenden Statuen und intelligenten Dienern.
Automaten, wie »der Schreiber«, die mechanische Ente oder »der Schachtürke« aus dem 18. Jahrhundert waren Höhepunkte einer langen Entwicklung. Sie zeugen von höchster Handwerkskunst – und Betrug.
Maschinen wie diese erschienen manchen Zeitgenossen als ein Produkt schwarzer Magie und als beseelte, eigenständige Wesen.
Neben den komplizierten Automaten entstanden eine Vielzahl an Sagen und Mythen von übernatürlichen, künstlichen Wesen: der Golem, Olympia, Frankenstein sowie die künstliche Maria aus »Metropolis« sind nur einige von ihnen. Aus heutiger Sicht wirken viele dieser Legenden naiv, die Maschinen der vergangenen Zeiten zwar faszinierend aber auch leicht zu durchschauen.
Doch wie begegnen wir den künstlichen Wesen unserer Zeit? Künstliche Intelligenz erscheint uns als Bereicherung und Bedrohung zugleich. Filme wie »A.I.«, »Ex Machina«, »her« usw. erfreuen sich großer Beliebtheit, Assistenten wie Siri und Alexa sind in vielen Haushalten ein festes Familienmitglied, chatbots beeinflussen unsere Meinung und unser Wahlverhalten.
Längst haben wir die Grenzen nachvollziehbarer Mechanik überschritten. Man spricht von künstlicher Intelligenz wie von einem mysteriösen Wesen, das oft unberechenbar agiert, eigene Wege geht und dem Menschen in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Wir fragen Chatbots um Rat und kommunizieren mit digitalen Kopien verstorbener Menschen.
Auch im Bereich der Kunst sind künstliche Intelligenzen inzwischen tätig. Sie schaffen sowohl Kompositionen im Stil verstorbener Komponisten als auch neue, scheinbar eigenständige Werke.
Der Algorithmus »min G max D Ex[log(D(x))]+Ez[log(1-D(G(z)))]« schuf ein Bild, das bei Christie´s um 400.000 € versteigert wurde.
Doch welche Mechanismen stecken hinter diesen künstlichen Künstlern? Sind diese Algorithmen ernsthafte Partner bzw. Konkurrenten? Bereits heute treten sich in Musiktheatern und anderen Aufführungen künstliche und menschliche Wesen gegenüber…

Was ist und was kann Künstliche Intelligenz?
Einführung in Grundbegriffe, Methoden und Perspektiven der Künstlichen Intelligenz
Prof. Dr. Sebastian Rudolph (Jg. 1976), Lehramtsstudium Mathematik, Physik und Informatik, 2006 Promotion, 2011 Habilitation, 2013 Professor für Computational Logican der TU Dresden, seit 2020 geschäftsführender Direktor des Instituts für Künstliche Intelligenz.

„Fehlertoleranz als Voraussetzung für die Anwendung von KI“ war ein Fazit des Vortrags von Sebastian Rudolph.
Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und erobert viele alltägliche Lebensbereiche, während gleichzeitig auch prominente mahnende Stimmen laut werden. Sein Vortrag beleuchtet die Ursprünge, und die bewegte Geschichte dieser Disziplin, geprägt von sich abwechselnden Phasen von hohen Erwartungen und Ernüchterung. Er stellt die zwei zentralen Paradigmen des Gebietes vor – subsymbolische KI einerseits (insbesondere maschinelles Lernen) und symbolische KI andererseits (beispielsweise Wissensrepräsentation und automatisches Schließen) – und diskutiert deren zentrale Methoden sowie Vor- und Nachteile. Der Vortrag schließt mit einem vorsichtigen Ausblick auf absehbare zukünftigen Entwicklungen und geht kurz auf die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen ein.


Künstliche Intelligenz in der modernen Welt – Was nutzen wir schon und was erwartet uns demnächst?
Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer (Jg. 1963), Studium der Elektrotechnik, 1992 Promotion, 2000 Habilitation und Lehrstuhl für Softwaretechnik und Qualitätsmanagement in Potsdam, seit 2004 Lehrstuhl für Software Engineering: Dependability an der TU und Institutsleiter am Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern.

Aus dem Vortrag von Peter Liggesmeyer blieb u.a. das Zitat „Keine Erklärung, wie das Ergebnis zustande gekommen ist.“ hängen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine alte Idee, die aktuell eine markante Renaissance erlebt. Erste, wenn auch einfache, funktionierende künstliche neuronale Netze gab es bereits in den 1950er Jahren. Spezielle KI-Programmiersprachen entstanden wenig später, z.B. im Jahr 1958 LISP und 1973 PROLOG. Heute wird KI als eine wichtige Zukunftstechnologie diskutiert, wobei sich das Interesse aktuell auf den Teilbereich des Maschinellen Lernens (ML) konzentriert. ML mit KI gleichzusetzen ist aber falsch.
Die vereinfachte Grundidee des Maschinellen Lernens ist, ein System anhand von Beispielen zu trainieren, mit dem Ziel, dass das ML-System nach Vorlage vieler Beispiele in der Lage sein soll, das darin enthaltene Verhalten zu reproduzieren. ML-Systeme erkennen Muster. Sie extrahieren aber keine Regeln.
Man darf Muster (Korrelationen) nicht mit Kausalitäten (Regeln) verwechseln. Maschinelle Lernverfahren sind nicht im eigentlichen Sinne intelligent. Sie extrahieren Muster und wenden diese an. Diese vermeintliche Schwäche kann aber auch zu einer Stärke werden und zwar dort, wo die Angabe von Regeln schwierig ist. Beispiele dafür sind die Bereiche Sprach- und Bildverstehen, zwei Anwendungsbereiche in denen ML-Verfahren ausgezeichnete Erfolge verbuchen und ihr gelegentliches Versagen meistens toleriert werden kann. Selbstverständlich gibt es auch hier Regeln, aber Kinder lernen ihre Muttersprache nicht durch Vorgabe von Regeln, sondern durch das Nachsprechen von vorgesprochenen Beispielen. Das Gleiche gilt für das Verstehen von Bildinhalten. Wenn ein Kind oft genug Bilder von Autos gesehen hat, so erkennt es Autos auf Bildern wieder. Und maschinelles Lernen kann das meistens auch leisten, aber eben keine diesbezüglichen Garantien abgeben.
Im Grunde handelt es sich beim Maschinellen Lernen um eine spezielle Form der statistischen Datenanalyse, die deren charakteristische Vor- und Nachteile besitzt und natürlich nur Effekte erzeugen kann, die aus den zugrunde liegenden Daten abgeleitet werden können. Hier von Intelligenz zu sprechen, erscheint unangebracht.
Maschinelles Lernen allein wird für viele Anwendungsbereiche – insbesondere für jene, in denen Garantien erforderlich sind, wie autonomes Fahren – nicht ausreichen. Aber natürlich haben maschinelle Lernverfahren auch klar benennbare Vorteile. Die beschriebenen Nachteile sind den Forschern bekannt, und es wird daran gearbeitet, diese zu beseitigen. Die KI enthält mehr Lösungen, als nur das Maschinelle Lernen, und natürlich gibt es auch funktionierende Lösungen außerhalb der KI, auf die zurückgegriffen werden kann. Es ist abzusehen, dass ein Zusammenspiel der unterschiedlichen Bausteine eine Lösung sein wird.
Derzeit muss man sich vor der »Künstlichen Intelligenz« nicht wirklich fürchten. Bedrohlicher ist die – mit Verlaub – verbliebene Dummheit der existierenden Lösungen, deren Beseitigung ein aktuelles, wichtiges Ziel der Forschung ist.


Maschinenethik: Können Maschinen moralisch sein?
Prof. Dr. Catrin Misselhorn (Jg. 1970), Studium der Philosophie, 2003 Promotion, 2010 Habilitation, 2012 Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie in Stuttgart, seit 2019 Professorin für Philosophie in Göttingen.

Catrin Misselhorns Vortrag gipfelte in der These „Moralische Maschinen sind Menschen moralisch überlegen.“
Durch die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz (KI) und Robotik werden Maschinen in Zukunft mehr und mehr moralische Entscheidungen fällen, die unser Leben betreffen. Deshalb soll analog zur »Artificial Intelligence« eine »Artificial Morality« entwickelt werden. Doch können Maschinen überhaupt moralisch handeln – und dürfen sie es? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Maschinenethik, deren Grundlagen in diesem Vortrag anhand von Beispielen wie autonomen Waffensystemen, Pflegerobotern und selbstfahrenden Autos diskutiert werden.

Gottebenbildlichkeit und Künstliche Intelligenz
Prof. Dr. Dirk Evers (Jg. 1962), Studium der Theologie, 1999 Promotion (ESSSAT-Preis 2002), 2005 Habilitation, 2008 Lehrauftrag an der Universität Zürich, seit 2010 Professor für Systematische Theologie an der Universität Halle-Wittenberg.

Dirk Evers forderte in seinem Vortrag: „Es geht nicht darum, vor KI zu warnen, sondern den Umgang mit ihr zu gestalten.“
Aus christlich-theologischer Perspektive ist der Mensch als der Gott entsprechende Menschen zu bestimmen. Als Gott entsprechender Mensch ist der Mensch Selbstzweck und Person. Als Personen verstehen Menschen nicht nur etwas, sie verstehen dabei immer auch sich selbst. Und sie verstehen sich nicht nur auf das Erreichen von Zwecken (technische Imperative), sie verstehen sich auch auf das Verstehen in seinen unterschiedlichen Dimensionen. Menschen orientieren sich deshalb in der Wirklichkeit in Perspektiven der 3., 1. und 2. Person. Das Leben in durch Medien vermittelten Beziehungen macht sie so zu Personen, und dadurch sind sie immer schon bezogen auf Gott. Insofern das Bilderverbot in Bezug auf Gott gilt, gilt es entsprechend auch in Bezug auf den Menschen: Über Menschen kann man nie vollständig im Bilde sein. Auch alles Selbstverstehen ist letztlich begrenzt.
Künstliche Intelligenz ist Mittel zum Zweck. Die Gefahr ist nicht, dass Künstliche Intelligenz menschlich oder gar mehr als menschlich wird, sondern dass Menschen sich zu sehr Künstlicher Intelligenz anvertrauen. Sie verspricht unter anderem Entlastung von dem Entscheidungsdruck und den Effizienzanforderungen, unter denen Menschen in der Moderne existieren. Sie ist zudem eine Projektionsfläche für problematische Gottes- und Menschenbilder. Das liegt nicht primär an der Raffinesse der Maschinen, sondern vor allem am Wesen des Menschen, der im geschilderten Sinne ein mediales Wesen ist. Hier kann die Kategorie der Gottebenbildlichkeit Perspektiven bereitstellen.


Die Generalaussprache wurde geleitet von Prof. Dr. Oliver Holtemöller, Wirtschaftswissenschafter aus Halle (Saale) und Kuratoriumsmitglied der EFA.
Er begann mit drei Thesen:
1. These: Künstliche Intelligenz hat nicht viel mit Intelligenz zu tun.
2. These: KI ist als wissenschafliche Methode für mich uninteressant (Verstehen/Verhalten).
3. These: Die Gesellschaft sollte die Methoden besser verstehen (Digital Literacy)
.

Das EFA-Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Martin Schnittler, Botaniker und Landschaftsökologie aus Greifswald, steuerte vier Thesen zum Unterschied zwischen menschlicher (natürlicher) und künstlicher Intelligenz aus biologischer Sicht bei:
1. These: Der Mensch kann sich Ziele setzen und hat Antriebe – der KI müssen diese vom Menschen gesetzt werden.
2. These: Das menschliche Hirn hat ein Belohnungssystem – wir setzen oft kurzfristigen Nutzen vor langfristigen. Impulsives Handeln ist ein möglicher Ausweg bei extrem komplexen Problemen.
3. These: Das menschliche Hirn schließt stochastische Prozesse ein – gleicher Input generiert nicht identische Lösungen.
4. These: Menschliche Intelligenz kann nur irreversibel ausgeschaltet werden (Suizid) – KI kann reversibel ausgeschaltet werden. Maschinen haben keine Menschenwürde.


Bericht zur kirchlichen Lage / Gottesdienst
Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel (Jg. 1973), Studium der Theologie, 2003 Promotion (HU Berlin), Pfarrerin in Berlin, seit 2019 Pröpstin und theologische Leiterin des Konsistoriums der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Die Tagung wurde mit einem Bericht zur kirchlichen Lage und einem Gottesdienst beendet, die Christina-Maria Bammel verantwortete. Sie zitierte ein Kyrie der ökumenischen Band patchwork aus Brandenburg a.d.H.:
Manchmal ist es wenig was mich über Wasser hält
Dünne Schicht der Dinge wenn sie kippelt, doch nicht fällt
Viele gute Gründe und kein Ziel
Alles dreht sich weiter…manchmal ist es viel
Manchmal ist es wenig, was uns zueinander treibt
Augenblick der ewig dauern kann und doch nicht bleibt
Alles was mir ernst ist, ist das Spiel,
manchmal ist es wenig und manchmal viel zu viel,
machmal ist der Weg zu weit und manchmal fehlt das Ziel,
manchmal ist alles zu ende und es fehlt nur ein Schritt,
manchmal geht man vor die Hunde und keiner geht mit,
manchmal ist alles fraglich und keine Antwort zu sehn.

Manche der Vortragenden waren nur zu Ihrem Beitrag zugeschaltet. Andere beteiligten sich auch in den Aussprachen und an den abendlichen Breakout-Sessions. Prof. Dr. Joachim Funke fasste seine Eindrücke in einem spontanen Blog zusammen. Sein Fazit fand ich als Theologe amüsant und hoch erfreulich:
„Ich wusste gar nicht, wie politisch Theologen sein können! Danke an die Referenten und die Referentin für die vielen Anregungen, danke für das “food for thought”, das in meine Handschuhsheimer Dachstube gelangen durfte! Ein Weiterbildungs-Wochenende der besonderen Art!“

Informationen zur Evangelischen Forschungsakademie:
Die Evangelische Forschungsakademie (EFA) ist ist eine unselbständige Einrichtung der Union Evangelischer Kirchen (UEK). Sie vereinigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Künstlerinnen und Künstler christlichen Glaubens. Die Mitglieder der EFA sind durch die ihnen gemeinsamen Fragen von christlichem Lebensverständnis und wissenschaftlichem Arbeiten verbunden. Mitglieder der Evangelischen Forschungsakademie können akademisch oder in der Praxis tätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden, die in ihren Fachgebieten selbständige Forschungsarbeit betreiben, sich dementsprechend ausgewiesen haben und bereit sind, sich in das interdisziplinäre Gespräch einzubringen.
Mit ihrer Gründung 1948 in Ilsenburg (Sachsen-Anhalt), unweit der innerdeutschen Grenze, setzte sich die Evangelische Forschungsakademie (EFA) das Ziel, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen zusammenzuführen. Gemeinsam war es ihre Absicht, die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft zu diskutieren. Die Erkenntnisfunktion des Glaubens und die ethische Verantwortung in Forschung und Lehre sind dabei bis heute das besondere Anliegen. Unter dem Motto „Glaubend erkennen – erkennend glauben – verantwortlich handelnd“ stellt sich die EFA den Herausforderungen unserer Zeit zur zukunftsfähigen Gestaltung von Lehre, Bildung und Forschung in christlich-ethischer Verantwortung. Dazu veranstaltet sie in der Regel zwei Tagungen pro Jahr: Die Januartagung in Berlin dient der interdisziplinären Behandlung eines Generalthemas durch Vorträge und ausführliche Diskussionen. Diese Tagungen werden zumeist in der Reihe „Erkenntnis und Glaube“ (EVA Leipzig) dokumentiert. Die Pfingsttagung im Evangelischen Zentrum Drübeck ist der Vorstellung und Diskussion von Forschungsarbeiten der Mitglieder sowie anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorbehalten.

Direktor ist der Astrophysiker Prof. Dr. Alfred Krabbe. Ich selbst gehöre zum Kuratorium, das die Akademie leitet und die Tagungen vorbereitet.

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