Gehören Sie auch zu den Menschen, die sich gute Vorsätze zum neuen Jahr vornehmen? Mehr Sport, weniger Süßigkeiten vielleicht? Jedenfalls mehr als im letzten Jahr. Oder weniger, je nachdem. Einmal im Jahr ergibt sich kalendarisch ein Neuanfang, der von vielen Menschen als Anlass genommen wird, sich mit guten Vorsätzen neu zu orientieren. Es gibt viele Anlässe für Neuorientierung im beruflichen oder privaten Leben. Manchmal kommen wir selbst darauf, uns neu zu orientieren, manchmal aber zwingen uns äußere Faktoren die eine oder andere Neuorientierung auf. Trennungen egal welcher Art haben oft große Krisen im Leben zur Folge. Krankheiten zwingen uns, neue Wege einzuschlagen. Doch auch globale Krisen, von denen langfristig niemand verschont bleibt, bewegen uns manchmal dazu, uns neu zu orientieren. Zum Glück können wir Menschen das: Uns bewusst orientieren. Orientierung ist das Sich-Zurechtfinden in Räumen oder einer Gegend. Dazu braucht es Markierungen, anhand derer wir uns orientieren. Das können konkrete Orientierungspunkte oder Himmelsrichtungen sein, aber auch Erkenntnisse, Erfahrungen oder Werte. Wer kein Ziel hat, verliert leicht die Orientierung.
Die Jahreslosung für 2025 kann bei der Orientierung helfen. Sie lautet „Prüft alles und behaltet das Gute!“ und stammt aus dem Neuen Testament, aus dem 1. Thessalonicherbrief des Paulus, Kapitel 5, Vers 21. Das ist von Paulus so pointiert formuliert, dass es hängen bleibt. Paulus rät mit seinem Brief den Mitgliedern der jungen Christengemeinde in Thessaloniki, die kulturellen Eigenheiten mit ihrer gesellschaftlichen Umgebung abzugleichen. Sollen die Gläubigen beim Beten stehen bleiben oder sich auf den Boden knien? Wie sollen sie mit Sklavenhändlern umgehen? Wie sollen Sie sich gegenüber denen verhalten, die den Christinnen und Christen Böses wollen? Paulus appelliert an die Toleranz seiner Leser. Er wünscht sich eine offene Gemeinde, die in großer Gelassenheit die Verständigung mit ihrer Umgebung sucht und sich nicht angstvoll von ihr abgrenzt. Paulus gibt Orientierung: Lasst Euch Zeit. Nehmt wahr, was ihr seht, hört oder fühlt. Erkennt die bunte Vielfalt. Und dann überlegt, was Ihr behalten wollt – und was auch nicht. Denn gleichzeitig macht Paulus auch klar: Es gibt Grenzen. Toleranz ist nicht Beliebigkeit. Paulus ist nicht gleichgültig, weil ihm alles gleich gültig wäre. Nein, er appelliert an die Menschen, auf die Welt achtzugeben. Sie genau wahrzunehmen, um sich eine Meinung zu bilden und daran das eigene Handeln zu orientieren. Um Entscheidungen zu treffen, welche Schritte gegangen werden können – und welche nicht.
Denn den Weg einer Neuorientierung geht man am besten wie jeden anderen auch: Schritt für Schritt. Zur Orientierung beim Orientieren im neuen Jahr 2025 können Ihnen vielleicht einige Fragen weiterhelfen: Womit möchten Sie abschließen? Was genau soll oder kann nicht so weitergehen wie bisher? Was muss sich ändern? Was kann überhaupt geändert werden? Und: Was soll so bleiben wie es ist? Warum wollen Sie etwas ändern? Oder warum wollen Sie es so wie bisher belassen? Woran haben Sie sich bisher orientiert? Wollen Sie bei diesen Orientierungspunkten bleiben, oder wollen Sie den einen oder anderen nicht lieber auszutauschen oder erneuern? Was hat Sie in der Vergangenheit getragen und wie können Sie dafür sorgen, dass Sie sich auch in Zukunft dort festhalten können?
Und es gibt noch viel mehr Fragen, die Ihnen dabei helfen, sich selbst zu reflektieren. Die wichtigste Frage, auf die es aber auch beim Thema Orientierung am meisten ankommt, ist so einfach und so schwer gleichzeitig: Was ist gut für Sie, für Ihre Mitmenschen, für unsere Gesellschaft, für unsere Welt? Vielleicht ist das der wichtigste Vorsatz für das neue Jahr: Prüfen Sie alles, was Sie tun wollen, ob es gut ist für Sie und für alle. Und das behalten Sie dann im Blick als Orientierungspunkt für Ihren Weg durch das neue Jahr.
Einige Gedanken wurden angeregt durch die lesenswerte Auslegung der Jahreslosung durch Rieke C. Harmsen im Sonntagsblatt 360° Evangelisch.